Wehrkirche am Florenberg
Hl. Flora & Hl. Kilian

florenberg.de Chronik

Die Pfarrkirche

Die erste Kirche wurde, wie erwähnt, um 900 von dem Fuldaer Abt Huoggi errichtet und der hl. Flora geweiht, die dem Berg den Namen gab. Die heute noch im Wesentlichen erhaltene Wehrmauer, die sie umgab, dürfte ebenfalls aus dieser Zeit stammen oder zumindest nicht viel jünger sein, da die wiederholten Ungarneinfälle in der ersten Hälfte des 10. Jhd. gerade damals derartige Befestigungsanlagen notwendig machten.

Von der ersten Kirche ist nichts erhalten geblieben. Von einer jüngeren scheint dagegen der noch erhaltene Turm herzurühren, der der romanischen Stilepoche angehört. Dieser jüngere Kirchbau, über den keinerlei schriftliche Zeugnisse vorliegen, lässt sich nur mittelbar aus einer Urkunde von 1340 erschließen. Im Jahre 1362 war schon der dritte Kirchbau vollendet. Diese Kirche war der hl. Flora und dem hl. Kilian geweiht. Die Erklärung für den hl. Kilian als Patron ist einfach: Der zuständige Diozösanbischof aus Würzburg seine Rechte deutlich machen, da die Fuldaer Äbte versuchten die geistliche Oberhoheit, d.h. den Bischof von Würzburg, auszuschalten. Der hl. Kilian ist der Patron des Bistums Würzburg. Die Neukonsekration der Florenberger Kirche erfolgte am 15. Mai 1362. Dies lässt entweder auf einen völligen Neubau oder auf einen wesentlichen Umbau der Kirche schließen. Wie bei den Baumaßnahmen im 14. Jhd. ließ man auch bei dem völligen Neubau der Kirche zu Beginn des 16. Jhd. den Turm stehen.

Dieser Kirchbau, der sich im wesentlichen bis heute erhalten hat, wurde von dem Johannesberger Probst durchgeführt. Nach einer Inschrift wurde dieser Bau 1511 begonnen und 1515 vollendet. Mit der Kirche zusammen wurden vier Altäre geweiht.

Der Hauptaltar zu Ehren des hll. Kilian, Bonifatius und Erasmus, der unter dem Chorbogen befindliche Volksaltar zu Ehren des Hl. Kreuzes und der hll. Johannes und Elisabeth, der linke Seitenaltar zu Ehren der hll. Katharina, Barbara und Dorothea sowie der rechte Nebenaltar zu Ehren der hll. Wolfgang, Antonius, Valentinus, Felix, und Asauctus. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die hl. Flora nun nicht einmal mehr Patronin eines Altares ist, geschweige den der Kirche. Der Probst aber stellte die Kirche auf dem Florenberg wieder unter den Schutz der hl. Flora. Nach Verdrängung der Würzburger Oberhoheit, wurde auch das Kilianspatrozinium der Florenberger Kirche zeitweise ganz verdrängt. Seit 1803 (Pfarrer Bott) gilt die Reihenfolge: die hl. Flora als Hauptpatronin und der hl. Kilian als Nebenpatron. Der einzig größere Einrichtungsgegenstand der spätmittelalterlichen Kirche, der in die neue Kirche übernommen wurde ist der Taufstein. Im 30jährigen Krieg scheint die Kirche wie auch die übrigen pfarrlichen Gebäude baulich stark gelitten zu haben. 1656 wurde ein neuer Tabernakel gekauft. 1671 wurden am Turm umfangreiche Reparaturen ausgeführt und ein neues Kreuz samt Turmkopf aufegsetzt.1676 wurde der Hl.-Kreuz-Altar entfernt, da er den Blick auf den Hauptaltar versperrte. Die Platte des abgerissenen Altars befindet sich heute an der südlichen Seite des Turms. 1684 wurde über dem Altartisch des Hochaltars von 1516 ein neuer Aufbau errichtet, der 1690 mit neuen Statuen versehen wurde.

Während der nächsten 100 Jahre wurden eine neue Flora und Marienstatue gekauft, neue Verkleidungen aus Brokat und Samt erworben, das Dach neu gedeckt, die Kirchendecke erneuert, eine Kanzel gebaut und am Ende des 18. Jhd. fanden nochmals umfangreiche Reparaturen an Kirche und Pfarrhaus statt. Ein Brand, der 1960 im Backhaus ausbrach und sofort auf das Dach des Pfarrhauses übergriff, konnte dort unter Kontrolle gebracht werden. Unter Pfarrer Bott (1803-1805) erfuhr das Innere der Kirche einige Veränderungen. Der Pfarrkirche vermachte er vor seinem Tod einen heute noch erhaltenen wertvollen Barockkelch. 1842 wurde wegen Platzmangels die Empore nach vorne gezogen. Dies machte eine Versetzung der Kanzel notwendig, die bei dieser Gelegenheit einen neuen Schalldeckel erhielt. 1921 wurde die Kirche samt Pfarrhaus und Schule an das elektrische Stromnetz angeschlossen. 1954 erfolgte die letzte Renovierung, mit der auch der Einbau der Heizung verbunden wurde. 1958 dachte man zunächst an eine Erweiterung der Kirche. Doch führten die Planungen, wie im Abschnitt "Die Pfarrei Florenberg" beschrieben, zu anderen Ergebnissen. Unerwähnt blieben bisher Orgel, Glocken und Friedhof. Wie in den meisten ländlichen Pfarreien, gab es auch in der Pfarrkirche am Florenberg bis zur Wende vom 17. zum 18. Jhd. keine Orgel. Bis dahin begleitete man den Gesang, wenn überhaupt, mit Streichinstrumenten. 1702 erfolgte der Einbau einer Orgel. Diese war gleich von Anfang an sehr anfällig für Reparaturen. Da aber um das Jahr 1814 nicht genug Spenden zusammen kamen und der Fuldaer Fürstbischof finanzielle Unterstützung verweigert, wurde sie nur notdürftig überholt und bedurfte dann 1820 notwendiger Reparaturen. Diese hielten aber nicht lange stand und schon im nächsten Jahr war die Orgel wieder unbrauchbar. 1828 konnte endlich der Plan von einer neuen Orgel realisiert werden. 1908 wurde von der Orgelfirma Wihelm Sauer in Frankfurt/Oder ein neues Orgelwerk erstellt, das bis heute benutzt wird.

Die ältesten Nachrichten über die Glocken der Pfarrkirche reichen bis zum Jahr 1648. 1650 fiel die große Glocke herunter und musste wieder aufgehängt werden. 1763 besaß die Pfarrkirche nachweislich drei Glocken. 1901 wurde, nachdem die größte Glocke gesprungen war, ein neues Geläut mit vier Glocken angeschafft. Doch musste das neue Geläut 1917 für Kriegszwecke abgeliefert und 1925 durch drei neue Glocken ergänzt. 1942 wurden erneut drei Glocken von der Reichsregierung für Kriegszwecke beschlagnahmt. 1954/55 wurde ein völlig neues Geläut mit vier Glocken erworben. Gleichzeitig wurde eine elektrische Läuteanlage eingebaut. Die drei großen Glocken des Geläuts wurden 1968 an die neue Kirche in Edelzell-Engelhelms abgegeben. Die Toten der gesamten Oberpfarrei wurden seit alters auf dem Friedhof unmittelbar neben der Pfarrkirche begraben. Trotz seiner Enge scheint bis zum 19. Jhd. niemals an eine Verlegung - eine Erweiterung kam wegen der Verhältnisse nicht in Frage - gedacht zu haben. Die Belegung erfolgte sehr dicht. So wurden bei einer Neubelegung die noch nicht verwesten Gebeine eingesammelt uns ins Beinhaus (1669 zum ersten und einzigen Mal erwähnt) gebracht. Da der Platz auf dem Friedhof seit der Mitte des 19. Jhd. keinesfalls mehr ausreichte wurde am 27. November 1885 der neue Friedhof, an der heutigen Stelle, benedieziert. 1900 und 1920 erfolgte eine Erweiterung. 1964 wurde eine Leichenhalle gebaut. Der bis dahin im Besitz der Pfarrei befindliche Friedhof ging 1977 unentgeltlich in den Besitz der Großgemeinde Künzell über, von der er laut Vertrag im Falle einer Zweckentfremdung oder Schließung wieder unentgeltlich an die frühere Besitzerin zurückfällt. Der alte Friedhof wurde bis ca. 1958 als Kinderfriedhof beibehalten dann aber eingeebnet und ist nun nicht mehr belegt.